Was ist nachhaltige Landwirtschaft?
Da eine nachhaltige Entwicklung im Unternehmen eine ganzheitliche interdisziplinäre Betrachtung erfordert, muss im Landtourismus auch die Landwirtschaft betrachtet werden. Die Nachhaltigkeit von landwirtschaftlichen Betrieben zu erfassen, stellt bis heute eine große Herausforderung dar. Dies liegt besonders an der hohen einzelbetrieblichen Individualität der Betriebszweige und Bewirtschaftungssysteme, zum anderen auch an der Differenz der regionalen betrieblichen Produktionsfaktoren. Eine produktive und gleichzeitig ressourcen- und umweltschonende Landwirtschaft, die auch noch sozial verträglich ist, im Betrieb umzusetzen, ist ein komplexer Prozess.
Beispiel: die Integration von blühenden Randstreifen in die Landnutzung
Um ein landwirtschaftliches Produktionsverfahren auf seine Nachhaltigkeit hin zu untersuchen, müssen vorab die zu prüfenden Indikatoren festgelegt werden:
Unter Blühflächen leben mehr Regenwürmer als im Acker. Bodenruhe und ganzjährige Nahrungsverfügbarkeit fördern die Anzahl der Boden verbessernden Tiere.
Insekten und Spinnentiere sind auf Blühflächen häufiger und es gibt eine größere Artenvielfalt als auf angrenzenden Ackerflächen. Vögel – auch gefährdete Vögel und typische Vögel der Agrarlandschaft – sind häufiger auf Blühflächen und werden auch in größerer Artenvielfalt nachgewiesen als auf benachbarten Feldern. Hier ist die Struktur der Blühfläche ausschlaggebend. Die Sonnenblumenstängel und Karden vom letzten Jahr werden als Singwarten genutzt, in der dichten Vegetation werden Nester angelegt. Körnerfresser finden ausreichend Nahrung auf den Blühflächen. Überwinternde Vögel nutzen Blühflächen zur Nahrungssuche. Feldhamster können ohne gefährliche Bodenbearbeitung im Blühflächen überwintern.
Bei den Blühflächen besteht grundsätzlich das Problem, dass diese keine ökonomische Leistung erbringen. Allerdings wird über gezielte Förderung ein finanzieller Ausgleich für die Betriebe ermöglicht. Zudem gibt es viele Initiativen, bei denen die Bevölkerung sich an der Anlage von Blühflächen finanziell beteiligen kann. So können auch Urlaubsgäste mit Hilfe von Blühwiesenpatenschaften gewonnen werden, sich für die Natur engagieren. Als Beispiel kann der Urlaubsgast 100 Quadratmeter Blühwiesen für 1 Jahr zu einem Wert von 50 Euro kaufen. Als Kundenbindungsmaßnahme wird so positive Öffentlichkeitsarbeit gestaltet und macht die Blühflächen auch ökonomisch interessant.
Die Anlage von Blühflächen hat einen positiven Einfluss auf das Gemeinwohl. Dieser beruht insbesondere in der optischen Verbesserung des Landschaftsbildes, da sie neue die Landschaft strukturierende Elemente ausbilden können.
Dieses Beispiel zeigt eine Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Weitere
Beispiel: Veränderung des Landbewirtschaftungssystems
Die Umstellung von konventioneller wendender Bodenbearbeitung mit enger Fruchtfolge hin zu einer konservierenden minimalen Bodenbearbeitung mit einer erweiterten Fruchtfolge.
Für den Indikator Bodenbiologie lassen sich folgende Aussagen festhalten. Durch eine Verringerung der Bodenbearbeitungsintensität steigt die Individuenzahl von Regenwürmern, Mikroorganismen und Nematoden an. Beim Indikator Bodenzustand lässt sich festhalten, dass eine verringerte Bearbeitungsintensität einen positiven Einfluss auf die Erosionsgefährdung von Ackerböden hat. Beim Humusaufbau zeigten sich kaum signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Varianten.
Versuche zeigen, dass die Erträge über mehrere Jahre ein stabiles Verhältnis zueinander haben. Somit ist davon auszugehen, dass die Verringerung der Bodenbearbeitungsintensität keinen negativen Einfluss hat. Eine reduzierte Bodenbearbeitung kann einen positiven Einfluss auf die Gewinne der Betriebe haben.
Der Arbeitszeitbedarf der beiden Systeme zeigt, dass eine minimierte Bodenbearbeitung zu einer verringertem Arbeitszeitbedarf pro Hektar führt. In den Berechnungen wird eine Differenz von drei Arbeitsstunden je Hektar zwischen wendender Bodenbearbeitung und Direktsaat ausgewiesen. Anhand der obenstehenden ökologischen Leistungen des veränderten Systems ist auch einer Verbesserung des Gemeinwohles abzuleiten.
Weitere Beispiele finden sich in der nachfolgenden Tabelle:
Wichtig bei der Beurteilung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft ist eine Beachtung des Drei-Säulen-Modells. Nur eine positive Verbesserung in allen drei Säulen (Ökologie, Ökonomie und Soziales) schafft Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft.